Die Stunde der politischen Forderungen

 

Auch die Luftfahrt, voran die Airlines aber auch die Flughäfen, argumentieren zurzeit mit ihrer Systemrelevanz und fordern vom Staat riesige Hilfspakete, denn das Überleben in und der Ausgang aus der gegenwärtigen Krise muss massiv staatlich unterstützt werden. Das ist nicht nur richtig, sondern kann in einer „Naturkatastrophe“ (und als eine solche kann man die Corona-Pandemie ansehen) laut EU-Kommission auch geschehen. In einer solchen Situation wird offensichtlich nur noch sekundär auf mögliche Wettbewerbsverzerrungen geachtet.

Interessant ist dabei zu sehen, wie gering die Argumente aber auch auf einen Ausweg aus der Doppelkrise (Klima/Pandemie) zielen. Zunächst scheint es wohl vor allem um die Wiederherstellung des bewährten alten Zustandes von vor der Krise zu gehen.

 

Schaut man auf die Verkehrskonzepte haben beide Krisen aber eine zum Teil entgegengesetzte Botschaft: Die Bündelung der Personenverkehre bei Co2-armer Technologie ist eine der Botschaften der Klimakrise. Die Corona-Krise und jede Vorbeugung künftiger Pandemien, verlangen eher individuelle oder kleingruppen-bezogene Personenverkehre. Der dezentrale Luftverkehr, wenn seine Flugzeuge mit neuen klimafreundlichen, hybriden Antrieben, der entsprechenden Größe und mit synthetischem Kraftstoff (PtL -zumindest als blend) ausgestattet sind, passt als Antwort auf beide Herausforderungen.

Und deshalb erhofft sich der dezentrale Luftverkehr nicht nur eine Renaissance, sondern kommuniziert auch mittel- und langfristige politische Forderungen.

Der gesellschaftliche Mehrwert des dezentralen Luftverkehrs ist mehr als die Summe der einzelnen Flughäfen/plätze. Er stellt als System die schnelle Erreichbarkeit jeder Region sicher und garantiert damit die „Basis-Resilienz“ unseres Gesamtverkehrssystems auch in Krisen oder gar Katastrophen. Der Erhalt dieser Grundsicherung ist eine „hoheitliche Aufgabe“.

 

Die Verbände des dezentralen Luftverkehrs fordern deshalb kurzfristig auch ein Programm von Staatshilfen zur Minderung der Umsatzausfälle, sofern sie existenzgefährdend sind, und wollen dazu eine Umfrage starten, die der Bundesregierung belastbare Zahlen vorlegen sollen.

Mittelfristig erwarten sie ein Konzept für eine finanzielle Grundausstattung der dezentralen Flughäfen/plätze sowie Initiativen zu einer Neuausrichtung der europäischen Beihilfe- Richtlinie.

Langfristig wünschen sie sich die aktive Teilnahme an einem „Expertenrat“ zur Erarbeitung der Luftfahrtstrategie der Bundesrepublik.

Sie sind der Auffassung, dass die resiliente und nachhaltige Neuaufstellung der Luftfahrt zuerst über den dezentralen Luftverkehr gelingen wird.

 

Darüber hinaus wird über die von der Europäischen Kommission im Kontext von Wettbewerbsüberlegungen abgeschafften „Flughafensysteme“ neu nachgedacht werden müssen. Denn in einer stärkeren Kooperation von zentralen Großflughäfen und dezentralen Regionalflughäfen bieten sich deutliche Effizienzgewinne für den Gesamtverkehr.

 

 

Alle ringen zurecht um ihre Zukunft. Aber sie wird garantiert nicht so aussehen, wie vor der Pandemie erwartet.

 

Von: Ulrich Stockmann, 07.05.2020